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Beat Mazenauer

Nachruf auf einen grossen Autor

Kertész Am 31 März 2016 ist Imre Kertész (1929–2016) im Alter von 87 Jahren an den Folgen seiner Parkinson-Krankheit in Budapest verstorben. Er hinterlässt ein bewundernswertes literarisches Werk. 

«Und ich bin unleugbar glücklich. Ist das schlimm?» Diesen Satz notierte Imre Kertész am 11. März 2001 in sein Tagebuch. Angesichts seines Schicksals als Überlebender von Auschwitz könnte er geradezu ungeheuerlich wirken. 10 Wochen später, Ende Mai, rückt er ihn auf verwirrende Weise zurecht: «Ich bin nicht glücklich. Aber ich bin glücklich.» Von dem heute, am 31. März 2016 verstorbenen Imre Kertész wird genau dies in Erinnerung bleiben: Ein Wille, der auch den depressiven Momenten in seinem Leben eine Zuversicht abtrotzen will. Davon handeln seine Bücher, in seinen Tagebuchnotizen ist es auf jeder Seite spürbar, Mit Witz, ohne Beschönigung.

Imre Kertész ringt um sein Glück, vor allem künstlerisch. «Es fällt mir schwer zu akzeptieren, dass meine Bücher den Menschen tatsächlich etwas geben, mich begleitet unentwegt ein Gefühl von Hochstapelei; ich verhalte mich wie der Imitator meiner eigenen Rolle», notierte er am 5. Dezember 2003, nachdem er im Jahr zuvor den Nobelpreis erhalten hatte. Kertész machte es sich nie leicht. Seine Romane und Erzählungen dienen sich den Lesenden nie an, mag er auch notieren: «Ich schreibe derart verständlich, dass ich mich manchmal selbst nicht verstehe.» Sein Selbstbild als Künstler blieb unantastbar. Als Schriftsteller fühlte er sich einer literarischen Moderne verpflichtet, für seine finsteren Erfahrungen fand er eine ganz und gar radikale Sprache. Erzählung und Reflexion, Roman und Essay durchdringen sich beständig und heben sich gegenseitig auf. Alle Geschmeidigkeit in seinen Texten kann nie darüber hinwegtäuschen, dass Kertész die Literatur als eine rau geschliffene Form des ästhetischen Widerstands versteht. Nebst dem unnachahmlichen «Roman eines Schicksallosen» zeugen der vielleicht unterschätzte «Fiasko»-Roman sowie «Liquidation» von dieser stupenden stilistischen Meisterschaft. Hierin fand er sein Glück – zum grossen Glück auch für seine Leserinnen und Leser. Kertész erinnert daran, wie er im Tagebuch notiert: «Auch das Glück ist nur ein Teil des Grauens.»

Imre Kertész' Werk erscheint auf Deutsch in den Verlagen Suhrkamp und Rowohlt. Zuletzt erschienen ist «Letzte Einkehr», die Tagebücher 2001–2009.

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