Beat Mazenauer

Das Lautgedicht II: Klangrealismus

Dada da und Dada dort Eine lose Folge über 100 Jahre Dada und seine Erben

Seit Dada gehört das Lautgedicht zum poetischen Inventar. Der Rückzug der Dichtung in «ihren letzten heiligen Bezirk», wie Ball 1916 schrieb, beinhaltete auch eine resolute Absage an die Diktion der Kriegspropaganda, vor der Ball und Freunde geflohen waren.

Eine geniale Umsetzung dessen fand fünf Jahrzehnte später der Lautdichter Ernst Jandl:

schtzngrmm
schtzngrmm
t-t-t-t
t-t-t-t
grrrmmmmm
t-t-t-t
s---------c---------h
tzngrmm
tzngrmm

(...)

 

In diesen Zielen verbinden sich Klangpoesie und purer Realismus zu einer Einheit. Die dichterischen Laute zischen und explodieren förmlich über dem Schützengraben bis zur finalen Gewehrgarbe:

(...)

scht

scht

grrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrr
t-tt

Quelle: Lyrikline

Eine unregelmässige Serie zum Dada-Jubiläum. Zuletzt: Lautgedicht I