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Betrifft: Die Entwicklung der Bahnhofsquartiere in Schweizer Städten
Derzeit verändert sich in vielen Schweizer Städten das «Hinter den Gleisen» grundlegend. Wo früher Güterschuppen und Lokremisen standen, werden heute Schulen hochgezogen, Büroflächen errichtet und Wohnräume geschaffen. Aus oftmals unwirtlichen Arealen in Gleisnähe sollen attraktive und belebte Orte werden, in denen sich auch Menschen aufhalten, die nicht nur kommen, um in den nächsten Zug zu steigen. Die Prozesse, die sich dabei abspielen, sind komplex und berühren die Interessen vieler Akteure. Zugleich geht es oftmals um viel Geld und um grundlegende Veränderungen in den Stadtzentren.
Die Europaallee in Zürich, die Tribschenstadt in Luzern, der Bahnhof Nord in St. Gallen und viele weitere Gebiete neben oder eben «hinter» den Gleisen stehen exemplarisch für ein Phänomen, das sich seit einigen Jahren in der ganzen Schweiz beobachten lässt: Bis anhin wenig beachtete Bahnhofsquartiere rücken im Zuge der demografischen Entwicklung, der veränderten Lage auf dem Immobilienmarkt sowie neuer Gesetzgebungen zunehmend in den Fokus stadtplanerischer Diskurse. Zugleich gehören diese Hinterbahnhofsquartiere mit ihren ehemaligen Industrieflächen, Brachen und ausgedienten Eisenbahninfrastrukturen vielerorts zu den letzten innerstädtischen Reserven, die noch grossflächig umgenutzt werden können. [...]
Wie mit diesen Raumreserven umzugehen ist, ist indes längst nicht klar. Ökonomische Anreize, das revidierte Raumplanungsgesetz von 2013 und der aktuelle Dichtediskurs mögen eine vermeintlich klare Stossrichtung anzeigen. Ein Konsens darüber, in welche Richtung die Entwicklung gehen soll, fehlt jedoch. Gegner von Grossprojekten wie der Europaallee kritisieren die Verteuerung des Wohnraums und die damit einhergehende Verdrängung der bisherigen Bewohner eines Quartiers oder stören sich an massiven Eingriffen in das Stadtbild und deren ästhetischen wie auch lebenspraktischen Folgen. Die Befürworter verweisen hingegen gerne auf die Lage des Immobilienmarkts, das legitime Interesse von Investoren, Renditen zu erwirtschaften, und die ökonomische Machbarkeit, welche die Handlungsmöglichkeiten bei solchen Grossprojekten reduziere. Die Veränderung von Hinterbahnhofsgebieten erfolgt im Spannungsfeld einer Vielzahl von Interessen.
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