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Experimente 111 Begriffe, um zu überleben und um sich selbst neu zu erfinden
In der zeitgenössischen Musik hat der digitale Umbruch dazu geführt, dass die Erlöse aus den CD-Verkäufen stark zurückgegangen sind. Musiker müssen sich deshalb neue Einnahmequellen erschliessen, beispielsweise durch Live-Auftritte. Ein ähnlicher Umbruch ist in der Literatur nicht zu erwarten, doch auch Autoren machen sich Gedanken darüber, wie sie ihre Existenz (nebst der literarischen Förderung) finanzieren. Die Erlöse aus dem Buchverkauf ist meist nicht ausreichend.
Lesungen und Live- Performances bieten Möglichkeiten dazu. Eine sehr spezielle und interessante Idee hat im Frühjahr 2015 der Schweizer Autor Tim Krohn lanciert. Um sich Zeit und Geld für ein grösseres Buch frei zu halten, bietet er auf der Crowdfunding-Plattform Wemakeit seinen Leserinnen und Lesern ein für beide Seiten gutes Geschäft an. Unter dem Motto «Ich schreibe dir – und mit dir – eine Geschichte, wie sie nur für dich entstehen kann» können diese gegen Entgelt einen Text bestellen – je nach Betrag mit Lesung inklusive. Grundlage für die Auswahl bildet eine Liste von 777 menschlichen Regungen – von Aalglätte und Abartigkeit bis Zugtrieb und Zynismus – , die Krohn zusammengestellt hat. In den ersten zwei Jahren möchte er 111 dieser Begriffe abarbeiten.
Doch Tim Krohn verbindet mit seinem Projekt höhere Ziele als eine Reihe von Kurzerzählungen on demand. Er möchte im Laufe dieser Arbeit versuchen, Figuren zu entwickeln und Erzählstränge anzulegen, die über die einzelne Geschichte hinausweisen und sich zu einem grösseren Ganzen verbinden. Das ist inhaltlich, konzeptionell und ästhetisch interessant. Literatur auf Abruf versus Opus magnum in progress. Ausgehend von 2-5 Seiten, die eine Erzählung umfassen soll, ergibt das bei 777 Geschichten ein stolzes Werk.
Was ist mit diesem Konzept möglich? Spannend ist diese neue Form des klassischen Fortsetzungsromans allemal, nicht zuletzt, weil er auf eine originelle Weise die Aufmerksamkeit einer Gruppe von Subskribenten an sich bindet – zu schweigen vom Werbeeffekt für diesen ersten Versuch.
«40’000.– sind das Minimalziel», schreibt Tim Krohn auf Wemakeit, und fährt fort: «Da ich sicher ein Jahr lang an den 111 Geschichten arbeiten werde und eine Familie zu ernähren habe, sind wir natürlich froh, wenn mehr zusammenkommt.» Genau das ist fürs erste spielend gelungen. Wie das Experiment literarisch ausgeht, werden wir sehen und lesen. Affaire à suivre. (bm)
Dieser Beitrag wird geteilt mit dem Blog „Observatory of European Contemporary Literature“ auf den Seiten von ELiT - Literature House Europe.
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