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Kurz notiert, schnell gelesen Die bibliophile Notiz für Kalenderwoche 13
Im Frühjahr 1933 stellte der 29jährige Berliner Bibliothekar Dr. Wolfgang Herrmann eine Schwarze Liste «Schöne Literatur» zusammen, zu Handen eines «Ausschusses zur Neuordnung der Berliner Stadt- und Volksbüchereien». Wenig später wurde er von der Deutschen Studentenschaft angefragt, ob er seine Liste zur Verfügung stellen würde als Grundlage für geplante öffentlich inszenierte Bücherverbrennungen «wider den undeutschen Geist». Sah Herrmann in seiner Liste ein bibliothekarisches Hilfsmittel, erhoben es die Deutschen Studenten zur Richtschnur für die Autodafés, die am 10. Mai 1933 mit Brimborium in zahlreichen deutschen Städten veranstaltet wurden – in Berlin kamen 70'000 Zuschauer. Die Bücherverbrennung bildete den Auftakt zur Hetze gegen alles Jüdische und Zersetzende, die bald über Bücher, Buchhandlungen und Bibliotheken hinaus gehen sollte. Die Ironie dieser Geschichte besteht darin, dass auf der ersten Schwarzen Liste auch Bücher von Adolf Hitler mit teils spöttischen Kommentaren aufgeführt wurden, so dass den rührigen Bibliothekar Herrmann nicht Ruhm und Ehren erwartete, sondern ein Verfahren, das erst 1938 eingestellt wurde. (bm)
An dieser Stelle präsentieren wir wöchentlich eine bibliophile Notiz. Kalenderwoche 12: Ulysses auf Odysee
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