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Nischen besetzen Zwei Projekte, zwei Zugänge zur Literatur: double und spoken-world.ch
In der FAZ vom 17. Juni 2015 warnte der Internet-Kritiker Evgeni Morozov vor dem neuen «Plattformkapitalismus», der die Menschen mit Angeboten von Freiheit und Innovation ködert, um private Informationen abzuschöpfen. Je mehr Kunden eine Plattform hat, um so mehr Macht erhält sie. Beispielsweise Amazon, das gegenüber Verlagen die eigenen Konditionen durchsetzen kann. Mit Blick auf Uber oder Facebook schreibt Morozov: Solche Plattformen «nutzen wie Parasiten bestehende soziale und ökonomische Beziehungen und produzieren selbst gar nichts, sondern fügen lediglich von anderen entwickelte Teile zusammen».
Doch Plattform ist nicht gleich Plattform. Das Label «Plattform» kann auch für Eigeninitiativen stehen, es kann Nischen besetzen und Angebote für eine begrenzte Zahl von qualifizierten Nutzern machen.
Dazu zählt neuerdings die double – Literaturplattform – ein frisch aus der Taufe gehobenes Angebot von Migros Kulturprozent, das sich an Autorinnen und Autoren richtet. «Double ist ein einzigartiges Mentorats-System für professionell literarisch Schreibende der viersprachigen Schweiz, die ein grösseres literarisches Projekt verfolgen und in diesem Zusammenhang das Angebot eines weitreichendes Literatur-Mentorats nutzen wollen.» Auf Bewerbung hin können Schreibende professionelle Hilfe finden für ihre neu entstehenden Texte. Als MentorInnen stehen Lukas Bärfuss, Noelle Revaz oder Nora Gomringer, um nur einige zu nennen, zur Verfügung. Double leistet auf diese Weise eine fruchtbare Hilfestellung und stellt sich in den Dienst von literarischer Qualität und Vernetzung.
Eine neue Initiative aus den Reihen der Literaturschaffenden selbst ist die Webseite spoken-word.ch. Im Entfernten erinnert sie an ein grosses Vorbild: iTunes. Die Seite will die Spoken Word Autorinnen und Autoren sowie deren Verlage in der Schweiz miteinander vernetzen, um sich gemeinsam dem Publikum zu präsentieren. Zentral daran ist, dass es nicht bloss um lose Information geht, sondern um den Verkauf von Audiofiles. Ein laufend wachsendes Angebot an Spoken-Word-Titeln aus den verschiedensten Sparten des weitgespannten Genres wird für Fr. 1.50 (Einzeltitel) bis Fr. 19.– (ganze Alben) angeboten. Auf der Angebotsseite mittun können alle Schreibenden, die über Auftrittspraxis verfügen. Das System umfasst also gerade auch Schreibende und Sprechende, die mit ihren Tracks nicht bei traditionellen Verlagen unterkommen können.
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