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Kritische Diskurse

Kurz notiert, schnell gelesen Die bibliophile Notiz für Kalenderwoche 49

Es gibt seit zwei Jahrtausenden einen Diskurs gegen das Bücherlesen, der auf zwei sich ergänzenden Argumentationslinien aufbaut. Zum einen geht es gegen ein demokratisches Lesen. Wie es schon Lukian um 150 n.Chr. in seiner Polemik «gegen den ungebildeten Büchernarren» tat, wird ein zum einen eine elitäre Tradition befestigt. Ein Esel kann noch solange in ein Buch schauen, er wird es nicht verstehen, lautet diese Leier. Um 1700 herum entwickelte sich zum andern eine zweite Kritik am Lesen, die sich vornehmlich gegen das neu aufkommende Romanlesen richtete. Moniert wurde nicht das Nicht-Verstehen, sondern die falsche Lektüre. Insbesondere Frauen, die sich aus Motiven der sentimentalen Unterhaltung der damals neuen Romanliteratur hingaben, wurden vor moralischen und auch körperlichen Schädigungen gewarnt, die solche Lektüren zwangsläufig hervorriefen. Das ging soweit, dass Ärzte wie S.A.D. Tissot allerlei medizinische Komplikationen heraufbeschwörten.

Solche Diskurse sind aber nur bedingt der Literatur als vielmehr dem Buch als neuem, demokratisierendem Medium geschuldet. Deshalb wiederholt sie sich bei jedem Technologiewandel jeweils von neuem. So sind der Film, Radio und Fernsehen, schliesslich der Computer zur Zielscheibe der am Ziel weit vorbeischiessenden warnenden Kritik geworden. (bm)

An dieser Stelle präsentieren wir wöchentlich eine bibliophile Notiz. Kalenderwoche 48: Sammlerunglück

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