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Eco Am 19. Februar ist Umberto Eco (1932–2016) im Alter von 84 Jahren verstorben. Er hinterlässt ein wissenschaftliches wie ein literarisches Werk, das in der Welt grösste Resonanz gefunden hat.
In einem seiner letzten Bücher («Bekenntnisse eines jungen Schriftstellers») hat sich Umberto Eco eben noch selbst als «jungen Schriftsteller» bezeichnet, denn seine Karriere als «vielversprechender Romancier» habe er erst im Alter von fünfzig Jahren begonnen. Umberto Eco war ein literarisches Phänomen, in seinem Werk verbinden sich wissenschaftliche Zeichentheorie und überbordende Phantasie zu einem einmaligen Amalgam, das ein überragendes Verständnis für die Kultur der Gerüchte und Verschwörungen verrät. Kaum ein anderer wusste das ständige Gemunkel, das selbst die aufgeklärte Gesellschaft heimsucht, so raffiniert zu inszenieren wie er (und auf andere Weise noch Thomas Pynchon). Hinzu kommt, dass er als klassischer Bibliophiler in bewundernswerter Weise offen war für die technischen Entwicklungen, die sich mit den neuen Medien auftun.
1932 in Alessandria geboren, ging Ecos akademischer Stern 1962 auf, als er sich mit dem Buch «Das offene Kunstwerk» als brillanter Kulturtheoretiker empfahl. Zuerst in Mailand, von 1971 bin 2007 an der Universität von Bologna erschuf er sich Meriten mit zeichentheoretischen Arbeiten, die ein untrügliches Faible für kreative Analysen demonstrierten. 1982 dann liess er sich aufs Feld der Belletristik locken. Und wider Erwarten wurde sein Romandebüt «Der Name der Rose» weltweit zum Erfolg. Eco hatte darin eingelöst, was er in den jüngsten Vorlesungen für alle Texte forderte: «Jedes wissenschaftliche Buch muss eine Art whodunnit sein – der Bericht über eine Quest nach dem heiligen Gral»; mit anderen Worten, gleichsam kriminalistisch einen Fall lösen und die Suche nach dem heiligen Gral beschreiben. Aus heutiger Sicht klingt das vertraut. Doch kaum einer erweist diesem Prinzip derart die Ehre wie Umberto Eco in rund vierzig Büchern mit Studien, Kolumnen, Essays und insgesamt sechs Romanen. Immer wieder überraschend verbindet er theoretische Präzision, wache Zeitgenossenschaft und einen uneitlen, offenen Geist, der über Witz und profundes Wissen verfügt.
Insbesondere mit den Romanen hat Eco den Nerv der Zeit getroffen – im Falle von «Der Name der Rose» wohl auch wegen dessen Verfilmung. Buch und Film wurden zum Vorbild für ein ganzes Genre. Die Mischung aus intellektuellem Anspruch und populärer Erzählung macht seine Bücher unverwechselbar. Ihnen gelingt der Spagat zwischen Spannung und tieferer Bedeutung. Der Zeichenjäger wird darin zum lustvollen Kriminalisten, der Fährten legt und Rätseln nachspürt, die das kollektive Bewusstsein umtreiben. In «Der Friedhof von Prag» (2011) seziert er mit einem Rückgriff auf das späte 19. Jahrhundert das Wirken der allgegenwärtigen Verschwörungstheorien, die über das Internet heute reibungsloser denn je herumgeistern. Und im jüngsten und letzten Roman «Nullnummer» (2015) nimmt er das Medienimperium Berlusconis scharf aufs Korn und zugleich einen Mythos der Rechten, der sich um den Tod Mussolinis rankt. Beides gehört ja untrennbar zusammen. Ein Journalist arbeitet an der geheimen «Nullnummer» für einen Commendatore, womit «die Idee einer anderen Art von Zeitung» beschwört werden soll. Kernelement wäre die völlige Unabhängigkeit von den herrschenden Diskursen, doch schnell zeigt sich, dass ein gewaltiges Interesse dahinter steckt. Der Journalist trifft in der Redaktion auf einen Kollegen, der einer heissen Spur folgt und mit aller Macht nach Beweisen dafür sucht. Er knüpft an einem verwirrenden Netz an Gerüchten, Theorien und Konstrukten, in denen sich Mussolinis Ende mit der P2 verbindet und so mit dem Italien Berlusconis. Eco arbeitet auf seine freche wie brillante Weise ein unheimliches Stück Geschichte auf, in der die Zonen zwischen Vernunft und Verschwörung im Zwielicht verschwimmen. Auch als Geschichtsschreiber Italiens nahm Umberto Eco eine Sonderstellung ein. Er wird fehlen.
Umberto Ecos Werk erscheint auf Deutsch im Hanser Verlag, in der glänzenden Übersetzung von Burkhard Kroeber. Zuletzt der Roman «Nullnummer» (2015).
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